Das blaue Licht

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🔵 Das blaue Licht: Warum mich ein altes Märchen gerade jetzt tief berührt

Gestern um 11:11 Uhr schickte mir meine Mutter eine Nachricht. Kein langer Text – nur ein einziger Satz:

„Das blaue Licht war doch immer deine Lieblingsgeschichte als Kind, das läuft gerade im TV.“

Ich habe kurz ĂĽberlegt..

Das blaue Licht?

Ich hatte dieses Märchen ewig nicht mehr in Erinnerung. Und doch war es sofort wieder da – wie ein verborgenes Fragment meiner Kindheit, das plötzlich ins Bewusstsein drängt. Ich las die Geschichte noch einmal. Und diesmal mit anderen Augen.

Und was ich darin fand, hat mich tief berĂĽhrt.

Denn Das blaue Licht ist nicht einfach ein Märchen. Es ist ein Symbol für genau das, worum es in meinem Leben und meiner Arbeit geht: Schattenintegration. Das Unbewusste. Die verborgene Kraft im Abgelehnten.

In der Geschichte wird ein verwundeter Soldat – einer, der nicht mehr „gebraucht“ wird – vom König verstoßen. Ohne Perspektive, erschöpft und gesellschaftlich aussortiert, streift er durch die Welt, bis er bei einer alten Hexe landet. Sie verspricht ihm, ihn zu versorgen, wenn er ihr hilft, ein blaues Licht aus einem Brunnen zu holen.

Als er es findet, stößt sie ihn – scheinbar grausam – in den Brunnen zurück.

Doch wenn wir tiefer hinsehen, erkennen wir: Die Hexe ist mehr als eine „böse Figur“. Sie ist eine Initiatorin, eine archetypische Hüterin des Übergangs. Sie führt ihn in den Abgrund – an den Ort, an dem alles wegrutscht, was bisher Halt gab.

In vielen Mythen und Märchen steht die Hexe für das Wilde, das Ungezähmte, das Wissen des Weiblichen – und auch für Prüfungen, die uns zeigen, ob wir bereit sind, der eigenen Macht würdig zu begegnen.

Und dort, in der Tiefe, entzündet der Soldat das blaue Licht – und ein kleines, unscheinbares Männchen erscheint.

Dieses Wesen ist kein typischer „Retter“. Es ist ein Schattenführer:

Es gehorcht nicht dem Willen, sondern der inneren Haltung.

Es lässt sich nicht benutzen, sondern spiegelt das Bewusstsein desjenigen, der das Licht trägt.

Der Soldat hat sich sein Licht nicht manifestiert. Er hat es gefunden, durchlitten, gehalten.

Und genau deshalb gehört es am Ende ihm – nicht der Hexe, nicht dem König, nicht irgendwem, der es „besser nutzen“ würde.

Denn das wahre Licht – das Licht aus der Tiefe –

bleibt bei dem, der bereit war, alles zu verlieren, um ihm wirklich zu begegnen.



đź’  Das Licht im Schatten

In der Symbolsprache ist das blaue Licht ein archetypisches Bild für das Bewusstwerden des Unbewussten – für die Kraft, die in verdrängten Anteilen ruht. Es erinnert an das, was C.G. Jung als „das Gold im Schatten“ bezeichnet:

„Wer nach außen schaut, träumt. Wer nach innen blickt, erwacht.“

Die Geschichte zeigt nicht nur persönliche Verletzungen, sondern auch eine kollektive Wunde: Was geschieht mit denen, die nicht mehr funktionieren? Mit jenen, die ausgedient haben, unbequem sind, nicht mehr „nützlich“ erscheinen?

Diese Frage ist nicht nur psychologisch – sie ist auch gesellschaftlich. Und sie trifft ins Herz aktueller Prozesse, die ich in mir und vielen Frauen beobachte: das Bedürfnis, sich nicht länger selbst zu verraten, um zu passen. Die Weigerung, Teile von sich zu unterdrücken, nur um „spirituell“, „gut gelaunt“ oder „liebenswert“ zu bleiben.


✨ Spirituelle Tiefe & die Falle des Bypassing

Was mich besonders fasziniert hat: Dieses Märchen ist alles andere als Licht-und-Liebe-Spiritualität. Es geht nicht darum, sich „positiv auszurichten“ oder „Altes loszulassen“, sondern um etwas viel Ehrlicheres:

hinzuschauen, wo es weh tut.

Das blaue Licht erscheint nicht am Ende eines Retreats oder nach zehn Affirmationen. Es erscheint, nachdem alles verloren scheint.

Es ist kein Licht, das blendet – sondern eins, das im Innersten glimmt. In der Dunkelheit. Im Schatten.

Und genau das ist der Weg der Schattenintegration: Nicht über die Schmerzen hinwegzugehen, sondern hindurch. Nicht „wegzumeditieren“, sondern zu fühlen. Nicht „zu vergeben“, bevor man sich selbst in der Tiefe gespürt hat.


🏛️ Königsmacht, Gerechtigkeit und karmischer Ausgleich

Beim tieferen Hinsehen liegt die eigentliche Kraft dieses Märchens im Schluss – einem Teil, der mir als Kind kaum bewusst war:

Der Soldat – einst verstoßen und gedemütigt – kehrt mit dem blauen Licht zurück. Und am Ende verliert der König sein Reich.

Das ist mehr als ein persönlicher Triumph. Es ist ein archetypisches Bild für karmischen Ausgleich:

Wenn Macht missbraucht wird – wenn Würde, Wahrheit und Menschlichkeit geopfert werden zugunsten von Funktion und Kontrolle – dann kehrt das Leben zurück, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Nicht durch Rache. Sondern durch Wahrheit.

Der Soldat fordert nicht mehr, als ihm zusteht – aber er fordert es mit der Kraft, die aus dem Schatten geboren wurde.

In der Tiefe erinnert uns dieses Ende daran:

– Dass unterdrückte Wahrheiten nicht verschwinden, sondern in anderer Form wieder auftauchen.

– Dass Macht, die nicht aus Bewusstsein kommt, irgendwann bröckelt.

– Und dass es eine Ordnung hinter der sichtbaren Welt gibt – eine Art seelische Gerechtigkeit, die sich nicht immer sofort zeigt, aber unausweichlich wirkt.

Gerade jetzt, wo viele Systeme ins Wanken geraten, fĂĽhlt sich diese Geschichte erschreckend aktuell an.

Sie erzählt nicht nur von individueller Heilung – sondern davon, dass Wahrheit auf Dauer unaufhaltbar ist.


🌀 Synchronizität & persönliche Magie

Dass mir dieses Märchen ausgerechnet jetzt wieder begegnet – durch meine Mutter, an einem Tag, an dem ich ohnehin innerlich sehr offen war – fühlt sich für mich nicht wie Zufall an.

11:11 – ein Moment, den viele als Zeichen der Ausrichtung sehen – wurde für mich zur magischen Erinnerung an mein Innerstes.

An einen Teil von mir, den ich lange kannte – aber erst jetzt verstehe.

Ich bin tief berührt von dieser Synchronizität.

Und jedes Mal staune ich wieder: wie viel Wahrheit in Märchen liegt. Wie viel Weisheit in den Bildern, die wir als Kinder geliebt – und als Erwachsene vielleicht vergessen haben.


🕯 Fazit

Das blaue Licht ist für mich im Moment mehr als ein Märchen.

Es ist eine Einladung – an mich, an uns alle:

die Dunkelheit nicht zu fĂĽrchten. Den Schatten nicht zu meiden. Sondern dort hinzusehen, wo das wahre Licht wartet.